Er war als Exzentriker bekannt, der die Münchner Schickeria prägte wie kein Zweiter: Der Designer Rudolph Moshammer, Spitzname Mosi, war ein absolutes Original. Durch sein Auftreten und seinen Stil war er stadtbekannt wie ein bunter Hund. Im Januar jährte sich der grausame Mord an ihm heuer zum 20. Mal. Wir wagen einen Rückblick aus das Leben einer Münchner Modeikone.
Geliebte Mutter, schwieriger Vater

Am 27. September 1940 erblickte Rudolph Moshammer in München das Licht der Welt. Zunächst war die Familie wohlhabend und dementsprechend gut behütet wuchs Mosi die ersten Jahre auf. Als sein Vater 1956 jedoch gezwungenermaßen den Arbeitsplatz wechseln musste und diese neue Position bald darauf verlor, wendete sich das Blatt. Die Familie sah sich von der Obdachlosigkeit bedroht und musste um ihren Verbleib in der Leopoldstraße 20 bangen. Der Vater flüchtet sich in den Alkoholismus und wurde gewaltbereit, weshalb Rudolph mit seiner Mutter Else flüchtete. Sie zogen zusammen in die Agnesstraße, wohingegen sein Moshammers Vater obdachlos wurde und wenige Jahre später verstarb.
Seine Mutter war auch nach seinem Durchbruch als Modeschöpfer stets an seiner Seite. Sie betrieben gemeinsam die Boutique in der Maximilianstraße und traten in der Öffentlichkeit bis zu Elses Tod 1993 zusammen auf. Mosi entwarf für seine Mutter das Mausoleum, in dem sie auf dem Münchner Ostfriedhof zur Ruhe gesetzt wurde. Durch ihre lila gefärbten Haare war auch sie ein Hingucker.
Das Schicksal seines Vaters bewegte ihn nachhaltig, weshalb Rudolph Moshammer sich für Obdachlose und Suchtkranke einsetzte. Er gründete die Stiftung „Licht für Obdachlose“ und lud heimatlose Menschen jahrelang zu einem Weihnachtsessen ein, bei dem er sie beschenkte. Er übernahm eine Patenschaft im Entzugszentrum für Alkoholkranke und unterstützte die Obdachlosenzeitung BISS.
Vom Einzelhändler zum Modezar
Rudolph Moshammer schloss zunächst eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann ab und arbeitete in diversen Modegeschäften. Sein Traum war aber ein anderer. Gerüchten zufolge soll er ein Praktikum bei Dior in Paris absolviert haben; ob dies der Wahrheit entspricht, weiß man nicht. Eine Schneiderlehre machte er jedenfalls nicht. Trotzdem eröffnete 1968 „Carnaval de Venise“ in der Maximilianstraße, das er mit seiner Mutter führte. Schnell war der mutige Schritt von Erfolg gekrönt, der ihn international bekannt machte. Prominente Persönlichkeiten wie Arnold Schwarzenegger, Thomas Gottschalk und Roberto Blanco kleideten sich in Mosis Prêt-a-porter Mode. Böse Zungen behaupteten, diese sei nicht von ihm selbst entworfen worden, dies konnte jedoch nie nachgewiesen werden.
In der Öffentlichkeit zeigte Mosi sich stets mit einer außergewöhnlichen Perücke, in Anzug und mit Schurbart. Nach dem Tod von Else begleitete in die Yorkshire-Terrier-Hündin Daisy bei seinen Auftritten, deren Kopf ein Schleifchen zierte. Nach seinem Tod kümmerte sich Moshammers Chauffeur um das Tier. 2006 erlag sie einer Lungenerkrankung
Sowohl Daisy als auch Moshammer waren in Film und Fernsehen zu sehen. Daisy spielte in einer Folge der RTL-Serie „Unter uns“ mit und war zusammen mit ihrem Herrchen in einer Nescafé-Werbung zu sehen. Mosi trat in mehreren „Tatort“-Folgen auf sowie in dem Film „666 – Traue keinem, mit dem du schläfst!“ Er versuchte sich ebenso im Theater und sogar in der Musik, indem er am Vorentscheid des Eurovision Song Contests 2001 teilnahm.
Der Mord an Rudolph Moshammer in seiner Villa

Am 14. Januar 2005 nahm der 64-jährige Rudolph Moshammer einen jungen Mann in seinem Rolls Royce in seine Villa in Grünwald mit. Er habe ihm 2.000€ für sexuelle Dienstleistungen versprochen. Es sei zu Streitigkeiten über die Zahlung gekommen, weshalb der Mann Moshammer schließlich mit einem Stromkabel erdrosselte. Seine DNA wurde am Tatort gefunden und er zeigte sich geständig.
Der Tod Mosis machte viele Menschen betroffen. Sie stellten Kerzen an seiner Villa und vor seiner Boutique auf, um ihre Anteilnahme auszudrücken. Der Designer wurde im Mausoleum auf dem Ostfriedhof bei seiner Mutter beigesetzt. Seine Boutique wurde verkauft. Bis 2024 befand sich in der Maximilianstraße 14 stattdessen ein Geschäft des Uhrenherstellers Blancpain.
Die Villa im Grünwald bezog drei Jahre nach dem Verbrechen der Neffe des Erben Walter Käßmeyer. Mittlerweile wurde das Anwesen zu einem Mehrparteienhaus umgebaut. Der Erlös aus dem Verkauf seines Rolls Royce sowie dem Schmuck seiner Mutter Else ging an BISS. 2018 wurde Rudolph Moshammer im „Sky of Fame“ in den Stachus-Passagen verewigt. Im Gedächtnis vieler Münchnerinnen und Münchner bleibt Mosi ohnehin unvergessen.