Die kreisfreie Stadt ist westlich von München am Tor zum Allgäu gelegen und besticht durch ihre süße Altstadt mit ihren prachtvollen Bauten. Sie gilt als eine der am besten erhaltenen Städte in Süddeutschland. Im lokalen Dialekt wird sie auch Maustadt, hochdeutsch Mondstadt, genannt, da sich hier eine ganz besondere Sage um den Mond am Allgäuer Nachthimmel rankt. Aber auch abseits des Firmament gibt es viele Sagen über diesen Ort, der bereits zur Steinzeit besiedelt war.
Die Sage um den Mau und seine Bedeutung für die Stadt

Der Mond gilt als Wahrzeichen der Stadt und wird im Dialekt als Mau bezeichnet. Die besondere Bedeutung des Himmelskörpers geht auf eine alte Sage zurück, laut welcher drei Stadträte eines nachts betrunken aus dem Gasthaus zum Goldenen Löwen kamen. Auf ihrem Nachhauseweg kamen sie an einem mit Wasser gefüllten Zuber vorbei, in welchem sich der Mond spiegelte. Sie kamen auf die Idee, den Mond aus dem Zuber zu fischen, sodass er immer dann über ihrer Stadt scheinen und für Licht sorgen möge, wenn es ihnen beliebte. So ließen sie den ortsansässigen Fischer kommen, um den Mond, bzw. den Mau aus dem Zuber zu holen. Ob es ihm gelang, wissen wir nicht, denn die Sage endet vor der Auflösung. Ihr jedenfalls verdankt die Stadt ihren Spitznamen als Maustadt.
Der Mau ist so wichtig für die Stadt, dass der damaligen Oberbürgermeister nach der ersten Mondlandung im Jahre 1969 einen Brief an die NASA verfasste, in der er sie scherzhaft dafür kritisierte, dass sie ohne zu fragen auf dem Mond der Stadt gelandet seien. Als Wiedergutmachung schlug er vor, könne man ihr etwas Mondgestein für das Stadtmuseum zukommen lassen. Und die NASA antwortete! Derzeit verfüge sie nicht über sonderlich viel Gestein, sie ließe der Stadt aber zu einem späteren Zeitpunkt gerne welches zukommen. Zum 50. Jahrestag der Mondlandung 2019 schrieb der neue Bürgermeister erneut einen Brief an die NASA. Mondgestein hat die Stadt jedoch bisher immer noch keines erhalten.
Aber auch bei den Heimatfesten spielt der Mau eine Rolle. So wird zum Kindertag und zum Fischertag ein runder Kuchen mit Mondgesicht gebacken. Im Rahmen des Kindertags findet außerdem ein Umzug statt, an dessen Ende der Mauwagen fährt, der mit einem großen Mond bestückt ist. Eine weitere Mauspezialität der Stadt sind kleine runde Schokoladentaler mit Mondgesicht, die in Goldfolie verpackt sind.
Weitere Sagen

Abgesehen vom Mau gibt es noch viele andere Sagen, die sich um Orte in der Stadt ranken. In der Kalchstraße beispielsweise steht das „Haus zum Gaul in der Wiege“, das so heißt, weil an dessen Wand ein Pferd in einer Babywiege abgebildet ist. Der Legende zufolge sollen Grabräuber versucht haben, die Grabbeigaben einer verstorbenen Frau zu stehlen. Als sie jedoch ihr Grab öffneten, setzte die totgeglaubte Frau sich verwundert auf und kehrte schließlich nach Hause zurück. Ihr Mann traute ihren Augen nicht, als er seine Frau vor sich stehen sah und meinte, dass sie wieder am Leben sei, sei genau so unmöglich, wie dass sein Pferd sich in der Wiege befinde. Daraufhin schauten die beiden nach und tatsächlich, das Pferd lag in der Wiege. So glaubte der Mann letztlich doch an die Wiederauferstehung seiner Frau und sie feierten ihr Wiedersehen.
Eine andere Geschichte dreht sich um die blaue Säule am Marktplatz, die von den Einheimischen als „blaue Saul“ bezeichnet wird. Auch in dieser Erzählung befand sich ein betrunkener Ratsherr auf dem Heimweg. Als seine Begleitung den Nachtwächter hörte, lehnte sie den Ratsherrn an die Säule, damit er nicht umfiel, während sie den Nachtwächter ablenkte. Nach dem das Manöver geglückt war, kehrte sie zu der Säule mit dem Ratsherrn zurück, um diesen abzuholen. Die Säule hatte sich zwischenzeitlich genauso blau wie der Mann gefärbt, der sich gegen sie lehnte.
Neben diesen gibt es noch zahlreiche Sagen und Legenden über Memmingen, die sich auch heute noch erzählt werden. Aber auch abseits der Legenden hat die Stadt viel zu bieten, wenn ihr ihr einmal einen Besuch abstatten möchtet.
Sehenswürdigkeiten in Memmingen

Memmingen hat eine schöne Altstadt, die sich durch ihre bunten Häuser und den malerischen Bach auszeichnen. Sie wird aufgrund ihrer Architektur auch die Stadt der Tore, Giebel und Türme genannt. Vom Zweiten Weltkrieg blieb die größten Teils verschont, sodass viele Bauwerke noch im Original erhalten sind. Vor allem der Marktplatz ist sehenswert, an dem sich ein pittoreskes Haus an das nächste reiht. Besonders hübsch sind das weiße Rathaus mit seinen drei Türmen und die rosarote Großzunft. Auf dem Platz findet auch jährlich der Christkindlmarkt vor der malerischen Kulisse der Häuser statt. Aber auch die gotische Martinskirche und das Siebendächerhaus sind einen Abstecher wert.
Ihr könnt Memmingen am Fischer- oder am Kindertag besuchen, wenn ihr euch für die einheimischen Traditionen und die Rolle des Maus interessiert oder ihr kommt zu den Wallensteinfestspielen. Die seit 1980 stattfindenden Historienfestspiele sind die größten ihrer Art in ganz Europa und finden alle vier Jahre statt. Bei den Festspielen wird der Aufenthalt des Oberbefehlshabers der kaiserlichen Streitkräfte Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein 1630 während des Dreißigjährigen Kriegs in Memmingen nachgespielt.
Von München benötigt ihr mit dem Zug etwa eine Stunde und mit dem Auto 90 Minuten nach Memmingen. Die Maustadt bietet sich daher perfekt für einen Tagesausflug an und stellt ein Ziel dar, das von vielen Münchnern eher noch unterschätzt wird.