Wir Münchner lieben die Seen und Berge des Umlands, Bayern hat aber noch ganz andere Naturschauplätze zu bieten. Untertage schlummern atemberaubende Anblicke, die nur darauf warten, von euch entdeckt zu werden. Eine der schönsten Schauhöhlen befindet sich in der Oberpfalz, nicht unweit von Nürnberg. Sie besticht mit ihrem traumhaften Ensemble an Stalagmiten und Stalaktiten und für gerade einmal 8€ könnt ihr sie begehen.
Geheimnisse in der Tiefe
Bis 1895 blieb die Höhle völlig unentdeckt. In diesem Jahr, am 30. September, beobachtete der Schäfer Peter Federl wie ein Fuchs im Berg verschwand und folgte diesem. Er räumte ein Felsspalte frei, durch die er in das Innere des Bergs gelangte. Ein enger Gang führte in das Gewölbe einer Höhle. Bevor er sich weiter vorwagte, machte Peter kehrt und holte sich Unterstützung durch den Kaminkehrer Josef Erl und den Mechaniker Josef Kuhn. Zu dritt stiegen sie erneut den Gang hinab und im Schein ihrer mitgebrachten Kerzen offenbarte sich ihnen eine zauberhafte Tropfsteinhöhle.
Die Kunde der Neuentdeckung verbreitete sich schnell und alsbald baute die Stadt die Gänge weiter aus, um Besucher willkommen heißen zu können. Acht Monate dauerten die Arbeiten, bis im Mai 1896 schließlich die ersten Führungen stattfinden konnten. Bis 1954 wurden diese Rundgänge nur bei Kerzenschein und mit Magnesiumlampen und Fackeln durchgeführt.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Höhle immer weiter ausgebaut und feste Treppen installiert. 1953 erfolgte die Installation des elektrischen Lichts, das im Folgejahr fertiggestellt wurde. Damit konnte endlich auf die Fackeln verzichtet werden, die schädlich für die Tropfsteine sind. Von nun an gab es regelmäßig Führungen durch die ausgebaute Schauhöhle.
Die Adventhalle

Am 19. Oktober entdeckten der 17-jährige Helmut Schlierf und sein Freund Michael Kirnberger einen Spalt in der Höhle, die sie bereits seit einem Jahr regelmäßig erforschten. Bis Dezember 1972 gruben sie an der Spalte, zwischenzeitlich schloss sich ihnen ein weiterer Forschertrupp an. Sie gelangten durch den Spalt in eine Grotte mit weiteren Tropfsteinen. Da die Entdeckung dieses Teils der Höhle in den Advent fiel, erhielt sie den Namen Adventhalle.
Daraufhin erfolgte der Ausbau der Halle, wobei sie nicht unwesentlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Einige der Tropfsteine fielen den Bauarbeiten zum Opfer oder wurden zertreten, ihr Aussehen veränderte sich. Ab Juni 1977 stand die Adventhalle erstmals dem Publikumsverkehr zur Verfügung.
Trotz der Eingriffe besticht sie nach wie vor mit ihrer außergewöhnlichen Schönheit. Anders als in der Haupthalle fanden hier nie Führungen mit Fackeln statt, sodass die Tropfsteine nicht rußgeschwärzt, sondern weiß sind. Die Wände der Grotte sind mit bunten Sinterperlen übersäht, die davon zeugen, dass die Halle einst mit Wasser gefüllt war. Einige der Stalaktiten sind spiralförmig gewachsen, wofür man bis heute keine plausible Erklärung finden konnte.
Auf Entdeckungstour durch die König-Otto-Tropfsteinhöhle
Die Entdeckung der Höhle fiel auf den Namenstag des bayrischen Königs Otto, weshalb sie nach ihm benannt wurde. Sie gehört zur Stadt Velburg im Landkreis Neumarkt in de Oberpfalz, nur zwei Autostunden von München entfernt. 270 der 450 Meter langen Höhle könnt ihr bei einer geführten Tour begehen. Die Touren dauern zwischen 30 und 40 Minuten und ihr zahlt 8€ Eintritt.
Auf eurem Rundgang durch die Höhle entdeckt ihr viele imposante Stalagmiten und Stalaktiten, einige davon erinnern an Objekte oder Personen. Mit genug Fantasie könnt ihr in den Gebilden z. B. das Schloss Neuschwanstein, Buddha, einen Frosch oder ein Herz ausmachen. Im sogenannten Märchenwald ähneln die Tropfsteine wiederum Bäumen und Baumstämmen und dazwischen könnt ihr auch das Liebespaar ausmachen.
Trotz ihrer Schönheit zieht sie bei weitem nicht so viele Besucher an wie die Teufelshöhle. Während in den Jahren 1989 bis 1993 durchschnittlich 31.000 Personen im Jahr die König-Otto-Tropfsteinhöhle aufsuchten, so fielen die Zahlen in den folgenden Jahren immer weiter. Nunmehr verzeichnet die Höhle ca. 18.000 Besucher im Jahr. Die Teufelshöhle hingegen zieht etwa zehnmal so viele Touristen an.
Die König-Otto-Tropfsteinhöhle kann von Anfang März bis Ende Oktober besucht werden und hat mittwochs bis freitags von 11 bis 16 und samstags & sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.