Begleitet uns auf eine Entdeckungsreise in die berühmteste Residenz des Hauses Wittelsbacher. Ihr werdet das Schloss Nymphenburg bei eurem nächsten Besuch – hoffentlich bald – bestimmt mit anderen Augen sehen.
Ein teures Geschenk
Der Legende nach schenkte Kurfürst Ferdinand Maria seiner Frau Adelheid von Savoyen das Schloss nach der Geburt seines Erben. Allein für das Gelände soll er 10.000 Goldgulden bezahlt haben. Umgerechnet sind das 2 bis 5 Millionen Euro. Offenbar war schon damals das Leben in München teuer.
Warum gerade Nymphenburg?
Ein Mysterium für viele. Der Schlüssel zu diesem Geheimnis liegt in der ursprünglichen Nutzung des Palastes. Er wurde nämlich als Lustschloss gebaut, zum Feiern, Tanzen und Jagen abseits der Formalitäten des Hofes.
Aber warum die Nymphen? In der klassischen Mythologie waren sie wohltätige Geister der Bäume, der Wiesen sowie der Berge, die in der Form von jungen Frauen erschienen. Sie begleiteten die großen Götter, tanzten, gingen auf die Jagd… verstehet Ihr?
Außerdem ist ihre Symbolik mit Fruchtbarkeit und Sexualität verbunden. Wie eine bestimmte Frau, die einen Erben zur Welt brachte und ein Schloss als Geschenk bekam. Alles klar? Bitte sehr.
Internationales Unternehmen
Ein Schloss zu bauen ist keine einfache Sache. Schon gar nicht, wenn es so groß ist wie dieses. Und noch weniger mit der Technik der damaligen Zeit. In den mehr oder weniger 100 Jahren Bauzeit arbeiteten an Nymphenburg Tausende von Menschen aus ganz unterschiedlichen Herkünften.
Allein die Baumeister kamen aus 3 Länder: 4 waren Italiener, 2 waren Bayern und einer war Franzose. Sie müssen sich dauerhaft niedergelassen haben, denn die Demografie Münchens hat sich seither nicht wesentlich verändert.
Á la mode
Die Adligen legten damals großen Wert auf Mode und der Bau des Schlosses ist ein Paradebeispiel dafür. Zu Beginn wurde es nach dem Vorbild der luxuriösen italienischen Landhäuser gestaltet – und zwar nach Jagdschloss Venaria Reale.
Als es aber zur Dauerresidenz der Wittelsbacher wurde, wurde es erweitert und an die französische Mode von Versaill angepasst. So sehr, dass die Baumeister sogar zu weit gingen: Nymphenburgs Spannweite beträgt 632 Meter, über 100 mehr als das legendäre Bourbonenschloss. Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Nach der Französischen Revolution waren die englischen Gärten en vogue. Ihr könnt euch sicher schon vorstellen, was dann geschah.
Kalender-Schloss
Nymphenburg ist auf dem Frühjahrs-Äquinox ausgerichtet. In anderen Worten: Es zeigt den Tag im Frühling an, an dem Tag und Nacht gleich lang sind. In einer Epoche ohne vertrauenswürdige Kalender und Uhren war das eine gute Art, die Zeit zu kontrollieren. Wer so etwas in einem Lustschloss machen wollte, ist die unbeantwortete Frage.
Wunder der Wasser-Technik
Eines der Juwelen des Schlosses befindet sich in seinen Park. Die Pumpwerke, die die spektakulären Wasserfontänen speisen, arbeiten seit 200 Jahren ununterbrochen. Es sind die ältesten Maschinen in Europa, die dies tun. Anscheinend liegt gute Ingenieurskunst im Blut dieser Stadt .
Schloss- (Tier-)park Nymphenburg
Da der Adel damals eine große Leidenschaft für die Jagd hatte, wurde in dem 180 ha großen Park ein regelrechter Zoo gehalten. Zum Glück für die Rehe, Hasen, Füchse, Marder usw., die hier noch leben, ist diese Mode schon vor einiger Zeit verschwunden und sie können nun in (relativer) Ruhe leben. Solange Ihr sie nicht stört!
Der Feind über meinem Bett
Ein so schöner Ort zieht Leute aller Arten an und so war es keine große Überraschung, als die Nazis 1933 die Kontrolle über das Schloss Nymphenburg übernahmen. So ließ sich die Ortsgruppenleitung in eines der Pavillons nieder, unwissend, dass der Widerstandskämpfer Heinrich Weiß direkt darüber wohnte. Allerdings müssen sie es irgendwann herausgefunden haben, denn er verbrachte fünf Jahre im Strafgefängnis. Zum Glück haben Schloss und Gartenverwalter diese dunkle Zeit überlebt.