Für die meisten von euch ist es sicherlich keine Neuigkeit mehr, dass das Deutsche Museum seit Oktober 2015 renoviert wird. Während einige Bereiche weiterhin zugänglich sind, wird das gesamte Gebäude auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Im Zuge dessen werden auch viele der Ausstellungen aktualisiert und umgestaltet. Dazu gehört auch die alte Modelleisenbahn, die mehrere Jahrzehnte lang im Westflügel des Museums ausgestellt war.
Vor Kurzem hat die Zukunftsinitiative des Deutschen Museums den Bau einer neuen Anlage in Auftrag gegeben. Die Kosten sollten sich auf rund eine halbe Million Euro belaufen. Die Bauarbeiten im Museum haben vor einem Monat stattgefunden, und das Ergebnis ist eine hochmoderne, hyperrealistische Eisenbahn.
44 Quadratmeter digitale, computergesteuerte Eisenbahn
Auf den ersten Blick wird es unbemerkt für alle, die unerfahren in der Welt der Modelleisenbahn bleiben. Jedoch hat dieses Projekt wirklich wenig mit den klassischen Miniaturen, die wir alle irgendwann gesehen haben, zu tun. Zunächst einmal von der Größe aus. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, handelt es sich um eine Miniatureisenbahnanlage mit einer Fläche von 44 Quadratmetern und 750 Metern Gleis. Insgesamt 36 Züge im Maßstab 1:87 – einige von ihnen viereinhalb Meter lang – werden auf der fast einen Kilometer langen Strecke verkehren. Noch überraschender, wenn möglich, ist ihr Betrieb: Hier wird es keinen Schalter geben, der die Züge startet oder stoppt. Sie werden von einer Software gesteuert, die mit Lasersensoren und Ultraschallerkennung arbeitet.
Doch Größe und Technik sind nicht die einzigen Begriffe, die dieses Projekt kennzeichnen. Der Realismus, mit dem jedes Detail konstruiert und gestaltet wurde, ist, wie die Süddeutsche Zeitung beschreibt, geradezu obsessiv. Zunächst einmal wird das eigentliche Layout des Bahnsystems von den Kuratoren von Breitwieser & Co. in Zusammenarbeit mit einem Gleisplaner der Deutschen Bahn erstellt. Wie man sich denken kann, ist die daraus resultierende Streckenführung äußerst realistisch.
Doch die Schöpfer haben es nicht dabei belassen. Bei Weitem nicht. Die komplette Anlage soll den Zeitraum von Mitte bis etwa Ende der 1990er Jahre abbilden. Die Modellzüge beschränken sich also auf die Züge, die in dieser Zeit eingesetzt wurden, ebenso wie die gesamte Infrastruktur, die sie umgibt. Darüber hinaus gibt es sogar einen Hafen mit einem Kran, sodass auch Verladevorgänge dargestellt werden können!
Das Spektakel eines Tages im Verkehrsbetrieb
Das Ziel dieses Projekts ist es, wie der Kurator Lukas Breitwieser selbst sagt, dass die Besucher „einen realistischen Verkehrsbetrieb erleben“. Zu diesem Zweck sind drei Vorführungen pro Tag auf der gesamten Anlage geplant. Jede soll 20 Minuten dauern und so den Tagesablauf von morgens bis Mitternacht simulieren.
Diesem Ziel entspricht auch das Detail, das auf den ersten Blick am meisten auffällt: Die Bahnlandschaft ist komplett weiß. Da hier die Realität von Infrastruktur und Verkehr im Vordergrund steht, sollen somit Ablenkungen vermieden werden.
Die Eröffnung der neuen Modelleisenbahn ist für Mai 2022 geplant. Zudem sollte die Renovierung des Deutschen Museums 2028 abgeschlossen sein, zeitgleich mit seinem 125-jährigen Bestehen.