Man würde es auf den ersten Blick nicht sagen – auch nicht nach einer ganzen Lebenszeit hier – aber München war einmal ein ziemlich düsterer Ort. Einer, der den besten Horrorfilmen würdig wäre.
Viele Ecken der Stadt dienen als Zeugnisse ihrer dunklen Vergangenheit. Denn auch wenn der Lauf der Zeit die Schauplätze des Grauens in München tiefgreifend verändert hat, so reicht doch ein wenig Fantasie aus, um eine Stadtbesichtigung zu genießen, die uns die Stadt aus einer neuen Perspektive betrachten lässt.
Und das schlagen wir euch als Halloween-Erlebnis vor. Sei es nur um dankbarer zu sein, in der heutigen Zeit zu leben.
Hexenjagd an der Maximilianstraße
Zwischen 1590 und 1721 fand in München eine wilde Hexenjagd statt, bei der Hunderte von unschuldigen Frauen getötet wurden. Davon beschuldigt, ihre Nachbarn zu verhexen und deren Ernten zu schädigen, sexuelle Beziehungen mit dem Teufel zu haben und sogar zu fliegen, wurden sie nach Scheinprozessen meistens hingerichtet.
Das ist der Kontext der Legende von Theresia Kaiser und dem Falkenturm. Erbaut an der Kreuzung der Maximilianstraße mit der Falkenstraße, direkt vor dem Nationaltheater, diente er als Gefängnis für alle der Hexerei beschuldigten Frauen. Auch wenn viele Historiker behaupten, dass er eher für die Inhaftierung von Adeligen genutzt wurde, so erzählt der Volksmund, dass Kaiser hier ihre Hexerei betrieb, obwohl sie eine einfache Helferin eines Hofangestelltes war. Ihr Verbrechen: ihn nicht zurück zu lieben (oder, vielmehr seinen sexuellen Wünschen zuzustimmen).
Nur wenige Tage vor ihrer Hinrichtung behaupteten die Wärter, eine riesige Fledermaus gesehen zu haben, die ihre Zelle durch das Fenster verließ. Am nächsten Morgen fanden sie sie nackt und bewusstlos vor. Und den Ankläger mit ihrem Armesünderhemd erdrosselt. Nach dieser „offensichtlichen“ Hexerei wurde sie schnell in einer anderen Kulisse des Münchner Grauens hingerichtet: Genau dort, wo sich der Busbahnhof an der Hackerbrücke befindet, wurden Frauen an einen senkrechten Baumstamm gebunden und dann bei lebendigem Leib verbrannt.
Hinrichtungen am Sendlinger Tor
Eine der vielen Lektionen, die wir aus der obigen Legende lernen können, ist, dass bis vor nicht allzu langer Zeit die Bestrafungen (für echte oder unechte Verbrechen) viel härter und gewalttätiger waren.
Wir können es auch in den Geschichten um das Fausttürmchen oder Henkertürmchen sehen. Es befand sich an der Südseite des Sendlinger Tors, direkt vor dem Haus des Haupthenkers und hatte an der Spitze seines Kegeldaches einen Stein, der mit der Zeit die Form einer geballten Faust annahm. Daher rühren beide Namen. Nach einer der vielen Legenden leuchtete diese Faust früher in der Nacht rot, wenn ein Unschuldiger hingerichtet worden war. Was nicht nur ein paar Mal der Fall war.
Eine andere populäre Geschichte erzählt von einem reichen Bürger, der einer Räuberbande gegen eine große Geldsumme in die Stadt helfen wollte. Er wurde jedoch erwischt und zur härtesten vorstellbaren Strafe verurteilt: eingemauert neben dem Turm zum Erstickungstod. Manche behaupten, man könne ihn immer noch schreien und stöhnen hören – klar ist, dass die Lektion gelernt wurde und die Justiz zum Glück anders funktioniert.
Folterungen an der Jungfernstraße
Weil die obigen Beispiele zeigen, dass München nicht genug Orte hatte, um seine Schwerverbrecher zu bestrafen (Irony on) wurde im 16. Jahrhundert der Turm gebaut, der der Jungfernstraße ihren Namen gibt: der Jungfernturm. In den fast 300 Jahren seines Bestehens diente er als Gefängnis für gemeine Verbrecher mit einem Plus: Sie wurden angeblich auch gefoltert. Und wenn die Strafen so hart waren, wie wir es gesehen haben, dann kann man sich vorstellen, wie die Folterungen waren.
Schon um die Herkunft des Namens gibt es vielfältige Erklärungen. Manche sagen, er stammt von einer Marienstatue, die die Verurteilten küssen mussten, bevor sie durch eine Falltür in ihre Zellen fielen. Andere behaupten, der Name stamme von einer eisernen Dame, die angeblich verwendet wurde: ein Sarkophag mit nach innen gerichteten Eisennägeln, in den die Gefolterten eingeschlossen wurden.
So oder so, bis zu seinem Abriss im Jahr 1804 gab es viele Gerüchte über die Entführungen, Verurteilungen und Folterungen nicht nur von Kriminellen, sondern auch von politisch Andersdenkenden durch ein geheimes Gericht.
Pest, Krieg und Legenden in Berg am Laim
Zwischen Berg am Laim und Riem ist im 14. und 15. Jahrhundert die Existenz eines Dorfes namens Pachem oder Bachheim belegt, das eines Tages im Nichts verschwand. Als wäre es von der Erde verschluckt worden. Zumindest würde man das glauben, wenn man die Geschichten hört.
Lokale Historiker haben versucht, das Mysterium mit Erklärungen aufzuklären, die eigentlich noch beunruhigender sind. 1368 wurde das Dorf durch die Beulenpest dezimiert. Wie überall in Europa überlebte sie nur eine Minderheit der Bevölkerung. Außerdem änderte der Bach, der es durchquerte, im Laufe der Jahre seinen Lauf und zwang die Bewohner zum Umzug.
Und als hätten sie noch nicht genug, wurde 1504 Bachheim während eines der vielen Kriege um die bayerische Erbfolge niedergebrannt. Fazit: Es ist zwar nicht einfach so verschwunden, aber es war eindeutig verflucht.
Der Alte Südfriedhof: Bühne des Grauen
Dass die Geschichte eines Friedhofs mit Tod und Schmerz zu tun hat, ist ziemlich offensichtlich. Aber es gibt nicht viele, die mit so vielen Todesfällen durch Gewalt und schreckliche Umstände zählen. Zunächst einmal wurde der Alte Südfriedhof während der 1563. Pest, die München heimsuchte, errichtet. Es starben so viele Menschen in der Stadt, dass die Kirchhöfe bis oben hin gefüllt waren. So beschloss der Herzog, sie außerhalb der Stadtmauern zu begraben.
1705 wurde der Friedhof zur Bühne der Sendlinger Mordnacht. Die Reichsarmee vernichtete hier bis zu 1100 bayerische Rebellen, die ihre Waffen abgegeben hatten und den Krieg beenden wollten. Nur 150 Jahre später wurde an seiner Stelle der Bau eines weiteren Friedhofs (der Alten Nordfriedhof) angeordnet. Es gab so viele Tote, dass der gesamte Boden mit Knochen und menschlichen Überresten gesättigt war, sodass es unmöglich war, ein Loch zu graben, ohne dass einige heraushingen.
Das verhinderte nicht, dass laut der populären Geschichte die 9 Studenten, die in der Eskimotragödie starben, hier endeten. Sie wurden während eines Faschingsballs im Jahr 1881 lebendig begraben und manche sagen, sie spuken immer noch an diesem Ort. Der Höhepunkt müssen die Bombardierungen im 2. Weltkrieg gewesen sein, die den ganzen Boden aufgewühlt und Hunderte von Leichen ausgegraben haben.