
Auf der ganzen Welt herrscht große Betroffenheit nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag. Mit 88 Jahren ist das Oberhaupt der katholischen Kirche an einem Schlaganfall gestorben. Überall kommen Gläubige zum gemeinsamen Trauern zusammen, so auch in den vielen Kirchen in München. Nach dem Tod des Papstes wird ein besonders selten vollzogenes Trauerritual in München zu sehen sein.
Wenn ein Papst stirbt: Besonderes Trauerritual in München
In Münchens ältester Stadtpfarrkirche Sankt Peter lässt sich bald ein seltenes Ritual erleben. Am Hauptaltar in dieser Kirche steht eine überlebensgroße Figur von Petrus, der den Namen des Gotteshauses bestimmte. Und wenn immer ein Papst stirbt, wird der Figur als Zeichen der Trauer die Tiara abgenommen: Ohne seine Papst-Krone auf dem Haupt wartet Petrus dann darauf, dass die Kardinäle in Rom einen Nachfolger für Franziskus gewählt haben.
Dabei wurde die Petrus-Figur eigentlich sogar ohne diese besondere Krone geschaffen. Der berühmte Bildhauer Erasmus Grasser erschuf die gotische Statue 1492 ohne seine Tiara. Erst als im 18. Jahrhundert, genauer am 10. September 1733, wurde Petrus in seiner Kirche gekrönt: Der Münchner Goldschmied Johann Michael Ernst entwarf die prachtvolle Tiara, die mit mehrern Edelsteinen und einem Kreuz geschmückt ist.
Am kommenden Sonntag, 27. April, beginnt um 10 Uhr dieses einzigartige Trauerritual in München. Die Tiara wird Petrus mit einer meterlangen Leiter abgenommen, da die Figur überlebensgroß ist und auf einem Hochaltar steht. An den Brauch schließt sich ein feierlicher Gottesdienst mit dem Münchner Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg.
Die Tiara: Herrschaftssymbol der Kirche
Die Krone unterschreicht die Macht des Papstes. Dieser war damals nicht nur der „Stellvertreter Christi auf Erden“, sondern auch der „Vater der Fürsten und Könige“ und „Lenker der Welt“. Der Apostel Petrus war der erste Papst überhaupt und die Tiara wurde an alle seine Nachfolger weitergegeben.
Erst Paul VI. beendete diese Tradition: Er wurde 1963 als letzter Papst mit der Tiara gekrönt, legte sie aber ein Jahr später ab und gab damit auch die weltlichen Herrschaftsansprüche seiner Vorgänger ab. Stattdessen wurde die Krone an amerikanische Katholiken als Dank für ihre Spenden an die Armen verschenkt. Seitdem ist die eigentliche Tiara in der Washingtoner Kathedrale „National Shrine“ zu sehen.