Wir Deutschen sind bekanntermaßen überall anzutreffen, so auch in Brasilien. Einigen von uns hat es jedoch nicht gereicht, hier nur Urlaub zu machen, weshalb direkt eine ganze Stadt entstanden ist. Da deutsche Kultur in Brasilien eher exotisch ist, hat sie sich zu einem beliebten Ziel bei Touristen entwickelt. Sogar Oktoberfest wird hier gefeiert!
Die Anfänge im Brasilianischen Kaiserreich

Im 19. Jahrhundert, zu Zeiten des Brasilianischen Kaiserreichs, zog es viele Europäer in die Provinz Santa Catarina. Die ersten Deutschen kamen 1828 von Rio de Janeiro in den heutigen Bundesstaat. Von der Hauptstadt Florianópolis breiteten sie sich immer weiter aus. Schließlich gründete ein deutscher Chemiker und Apotheker zusammen mit 17 weiteren Personen eine Siedlung für seine auswanderungswilligen Landsleute in Brasilien. 200 Quadratkilometer Regenwald hatte er zu diesem Zweck von der kaiserlichen Regierung erworben. 1850 war es schließlich soweit und Blumenau war geboren, benannt nach jenem Apotheker aus dem Harz, Hermann Blumenau.
Das erste Jahrhundert über wurde hier überwiegend deutsch gesprochen, doch durch weitere Einwanderung und Binnenmigration gewannen andere Sprachen wie italienisch und portugiesisch nach und nach an Bedeutung. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurde es schließlich sogar verboten, deutsch zu sprechen und Schulen wurden geschlossen. Das Portugiesische setzte sich durch und ist auch heute noch die vorherrschende Sprache, trotzdem sprechen viele Einwohner der Stadt nach wie vor deutsch.
Im Laufe der Jahrzehnte wuchs Blumenau immer weiter und zählt mittlerweile geschätzte 366.418 Einwohner. Bei Touristen besonders beliebt sind die Häuser mit den Fachwerkfassaden, bei denen es sich jedoch nicht um echtes Fachwerk handelt. Sie entstanden auch erst weitaus später und wurden nicht bereits bei der Gründung der Siedlung erbaut. Anders als die Architektur mutet das subtropische Klima wenig deutsch an. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 20,3°C, wovon hier manch einer nur träumen kann.
Produktion deutscher Güter

Der Tourismus spielt in Blumenau natürlich eine große Rolle. Deutsche Architektur und Kulinarik sind Brasilien eher ungewöhnlich, daher lockt der Ort zahlreiche Besucher an. Aber auch in anderen Bereichen tut sich die Stadt hervor. So braut die Brauerei „Eisenbahn“ Bier nach deutschem Reinheitsgebot, das es in ganz Brasilien zu kaufen gibt. In der Textilbranche spielt die Marke „Hering“ eine wichtige Rolle, die hauptsächlich für den nationalen Markt produziert. Außerdem spielt die Porzellanproduktion eine wichtige Rolle. Darüber hinaus ist Blumenau der wichtigste Finanzplatz in ganz Santa Catarina.
Das Oktoberfest in Blumenau
Neben den Fachwerkfassaden und der deutschen Gastronomie ist vor allem das Oktoberfest die Hauptattraktion der Stadt. Nachdem im Jahre 1983 ein Überschwemmung Blumenau heimgesucht hat, brauchte die Stadt dringend finanzielle Mittel. Die Ausrichtung des ersten Oktoberfests nach Münchner Vorbild im Folgejahr sollte Abhilfe schaffen. Der Erlös des Volksfests kam dem Wiederaufbau der Stadt zugute.
Seither findet das Oktoberfest in Blumenau jedes Jahr statt. 18 Tage lang wird auf dem Gelände der Vila Germânica gefeiert. Dabei trägt man natürlich auch Tracht! Auf demselben Gelände findet von Mitte November bis Ende Dezember übrigens der Weihnachtsmarkt „Magia de Natal“ satt, ein weiteres Highlight für Touristen.
Mit ungefähr 600.000 Besuchern und ebenso vielen ausgeschenkten Litern Bier ist das Oktoberfest das zweitgrößte Volksfest in Brasilien. Größer ist nur der Karneval in Rio de Janeiro, an dem mehrere Millionen Menschen teilnehmen. Noch bis 26. Oktober 2025 läuft heuer das Oktoberfest Blumenau. Wenn ihr also Lust auf noch ein bisschen zünftige Gaudi auf der anderen Seite des Atlantiks habt, dann nichts wie los!